Selespeed Kabelstrang im Motorraum

Wenn der Fehlerteufel einmal zugeschlagen hat, gibt er sich nicht mit einem Fehler zufrieden. Kaum habe ich 2 Tage im Glückrausch mit dem besseren Schaltverhalten verbracht, stand der nächste Fehler vor der Tür. Ich war unterwegs in der Stadt und wollte wieder nach Hause fahren. Nachdem Anlassen ist wieder das gleiche mit der losgelassenen Kupplung und abgewürgtem Motor passiert. Als ich diesmal das Auto wieder anlassen wollte, ließ sich der Motor beim 1. Versuche gar nicht mehr anlassen und die Ganganzeige im Display blinkt, was diesmal total neu ist.

Ich war so verzweifelt und leicht in Panik geraten, dass ich sofort versucht habe, den Belli anzurufen, und er ist auch gleich dran gegangen. Jedoch ohne irgendeinen ausgelesen Fehlercode und sonstige Informationen konnte der gute Belli auch keine endgültige Diagnose aus der Ferne machen. Er hat mir lediglich gesagt, dass das Blinken der Ganganzeige bedeutet, dass irgendein relevanter Sensor fehlerhaft ist und Selespeed somit das Anlassen verhindert. Es blieb mir in dem Moment nichts anderes als wieder ADAC zum Fehlerauslesen herzubestellen und hoffen, dass das Auto doch irgendwie anspringt, nachdem man den Fehler gelöscht hat.

An dem Tag habe ich lange auf ADAC (fast 2 Stunden) warten müssen und ich saß im Auto und habe versucht, im Internet nach möglichen Hinweisen zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Nach fast 2 Stunden hat der ADAC-Mann angerufen und seine Ankunft in 10 Minuten angekündigt. Plötzlich ist mir in diesem Moment ein Gedanke in den Kopf gekommen, den dicken schwarzen Kabelstrang mal zu drücken, den ich beim Einbau der neuen Batterie aus der Befestigungsschelle rausgeholt habe. Gedacht und getan habe ich die Zündung angeschaltet und sah, dass die Ganganzeige nicht mehr blinkt. Das Auto sprang anschließend an und Selespeed ließ sich sogar wieder schalten. ADAC kam dann auch an und hat die Fehler ausgelesen. Es war 2 Stück drin. Der eine alte Bekannte mit der Motordrehzahl und der andere ein neuer mit irgendwas Wandler. Nach der Erfahrung mit Eletrikproblem habe ich per Instink diesen beiden Fehlern keine große Achtung mehr geschenkt und habe mich dem Rat von ADAC folgend sofort auf den Weg zum Kumpel in die Werkstatt gemacht, bevor das Auto wieder anfängt, Probleme zu machen. Der Weg zur Werkstatt war sowieso zur gleichen Zeit geplant, um das nervige Quietschen aus der Vorderachse zu beseitigen.

Es folgte eine anstrengende Autobahnfahrt mit Wochenend- und Feierabendverkehr und es war total beschissen für meine Situation, denn ich hätte am liebsten eine freie Durchfahrt konstant in 5. Gang gehabt. Schon nach 20 Minuten Fahrt hat die Ganganzeige wieder angefangen zu blinken und ausgerechnet in diesem Moment bin ich in einen Stau eingefahren und Selespeed musste wieder schalten. Wegen dem Fehler konnte Selespeed nur noch in gerade Gänge schalten, sprich, ich musste im 2. Gang anfahren und dann brav im 4. Gang mit 90 Sachen hinter LKWs fahren. Eine andere Überlegung war, irgendwo am Parkplatz anzuhalten und zu versuchen, den Kabelstrang wieder zu drücken, damit der Fehler wieder weggeht. Mir war in dem Moment das Risiko mit dieser Variante größer, dass ich nach dem Anhalten gar keinen Gang mehr einlegen kann, also, entschied ich mich weiterhin im 4. Gang zu fahren.

Ich hatte schon geahnt, dass es damit schon zu langweilig wäre, den Rest der Strecke einfach so im 4. Gang zu absolvieren. Nach wieder eine Weile Fahrt bin ich an einer richtig blöden Nadelöhrstelle angekommen, wo 3 Spuren in eine übergeht, und es kam zu einem 20-minütigen Stop and Go Verkehr. Während der Fahrt habe ich ständig einen Blick auf die Verkehrssituation auf Google Maps geworfen und jeder angezeigte Stau hat bei mir für zusätzlichen Schweiß auf der Stirn gesorgt. Als ob es noch nicht genug wäre, fing es in dem Moment auch mit einem starken Regenguss an. Selespeed meldeten den Fehler mit Totalausfall und es ging gar nichts mehr mit Schalten, und zwar mitten auf der Autobahn in einem 3-spurigen Stop and Go Verkehr im starken Regenguss. Geil! Jetzt kann mich nichts mehr erschrecken und ich will sogar mehr! Komm schon! Gib’s mir, aber richtig! Gleichzeitig hat sich der Notwehrmechanismus eingeschaltet und ich bin nach dem Einschalten von Warbänblinkanlage vor den Augen der gefühlten hundert Fahrer hinter mir im Stau im Regen ausgestiegen (was die sich wohl dabei in Verbindung mit der Marke Alfa Romeo gedacht haben, möchte ich gar nicht wissen), habe die Motorhaube aufgemacht, den Kabelstrang paar mal gedrückt und bin schnell wieder ins Auto eingestiegen. Zündung an, kein Blinken mehr, Auto sprang an, Gang eingelegt. Yee-Pee! Auto fährt wieder und diesmal in allen Gängen! Der Rest der Fahrt verlief dann ohne jegliche Zwischenfälle und ich und Bella sind unbehelligt beim Kumpel in der Werkstatt angekommen. Das Gefühl bei der Ankunft kann ich etwa mit einem Fischerboot vergleichen, das gerade so aus einem Sturm auf hoher See geflüchtet ist und zurück beim Hafen ankommt.

Der Kollege vom Kumpel noch das Auto inspiziert und ich habe ihm dabei auch gezeigt, was ich beim Einbau der neuen Batterie gemacht habe und wie ich den Kabelstrang drücke, um das Auto wieder zum Laufen zu bringen. Gleichzeitig habe ich Belli eine Nachricht mit dem Foto des Kabelstrangs per WhatsApp geschickt und vom Geschehen berichtet. Schnell ist dem Kollegen vom Kumpel beim Inspizieren aufgefallen, dass die Batterie nicht richtig in der Halterung sitzt und an einer Ecke sozusagen hängt. Er hat gleich versucht, die Batterie in die richtige Stellung zu bringen, indem er die Batterie nach unten gedrückt hat und gleichzeitig den Kabelstrang von der Batterie wegzuziehen. Der Kabelstrang hat im Endeffekt die Batterie an einer Ecke gehalten und somit angehoben. Das führte dazu, dass der Kabelstrang nicht nur unter Zugspannung stand sondern zusammen mit dem Stecker am Ende des Kabelstrangs durch die Batterie gewackelt wurde. Dieser Fehler, der durch meinen fehlerhaften Einbau der Batterie verursacht wurde, hat nochmals gezeigt, wie empfindlich Selespeed auf kleinste Unzulänglichkeit in der Eletrik reagiert.

Wie die Zeit in einer Autowerkstatt schnell vergeht, ist es Freitag Abend 19:30 geworden. Ich habe plötzlich vom Belli eine WhatsApp-Nachricht bekommen, dass ich ihn anrufen soll. Am Telefon hat er die von uns gefundene Ursache bestätigt und zusätzlich noch einen Tipp gegeben, wenn ich für immer Ruhe mit Selespeed haben möchte, der 2 Verarbeitungsschwächen der Elektrik im 147er Selespeed beseitigen soll. Zum einen haben die Italiener in diesen dicken schwarzen Kabelstrang von dicken 12V Stromversorgungsleitungen und Massenleitungen bis zu den farbigen dünnen Signalleitungen ziemlich alle für Selespeed relevanten Leitungen ohne Isolierung voneinander eingepackt. Wenn man in Deutschland Elektrotechnik studiert oder eine Ausbildung in Elektronik macht, weiß man, dass man sowas nicht macht, denn es kann zu Übersprechen zwischen den Leitungen kommen und ich möchte nicht wissen, was in den Signalleitungen passiert, wenn plötzlich die Selespeed-Pumpe angeht oder die Elektromagnetventile vom Selespeed angesteuert werden. So was, denke ich, würde in einem Benz und co nicht vorkommen. Zum anderen sind der 20-polige Systemstecker und das Pumpenrelais wirklich an einer richtig beschissenen Stelle (zwischen Motor und Batterie, bei 156er ist es besser gelöst und das Pumpemrelais befindet sich mit anderen Relais in Relaisbox) platziert und somit ist das Versagen der Bauteile eigentlich vorprogammiert. Die Lösung für diese beiden Schwächen ist einfach den dicken schwarzen Kabelstrang auseinanderzunehmen, die 3 unterschiedlichen Typen (12V, Masse, Kleinsignale) von Leitungen separieren und einzeln isolieren. Den Systemstecker und das Pumpenrelais soll man aus der bisherigen Halterung entfernen und in Richtung Fahrgastraum weg vom Motor platzieren und befestigen. Lt. Belli hat er bereits bei vielen Selespeeds gemacht und seit dem ist es absolut Ruhe. An dieser Stelle auch mein großer Dank an Belli, dass er am Freitag spät Abend noch zurückgerufen und die Sache wieder so ausführlich erklärt hat!

(Belli) Es gibt 2 Verarbeitungsschwächen in der Elektrik vom 147er Selespeed. Zum einen verlaufen alle möglichen Leitungen (12V Stromversorgungsleitungen und Massenleitungen bis zu den farbigen dünnen Signalleitungen ) zusammen in diesem dicken schwarzen Kabelstrang ohne Isolierung dazwischen. Zum anderen sind das Pumpenrelais und der 20-polige Systemstecker an einem sehr ungünstigen Ort zwischen dem Motor und der Batterie platziert. Damit man für immer Ruhe mit Selespeed hat, sollte man den dicken schwarzen Kabelstrang auseinandernehmen, die 3 unterschiedlichen Typen (12V, Masse, Kleinsignale) von Leitungen separieren und einzeln isolieren. Den Systemstecker und das Pumpenrelais sollte man aus der bisherigen Halterung entfernen und in Richtung Fahrgastraum weg vom Motor platzieren und befestigen.

Seit der Kabelstrang nicht mehr in Zugspannung steht, hat sich der Fehler anscheinend damit behoben und die Bella fährt sich wieder wie eine 1. Aber bei einem sporadisch aufgetretenen Fehler weiß man oft erst, dass der Fehler behoben ist, nachdem man eine Weile gefahren ist. Ich bin aber zuversichtlich, dass es der Fall ist, und bleibe gleichzeitig darauf gespannt, was noch kommt!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert